Samstag, 24. Dezember 2011

Heilige Wihennechten

"Der Lebkuchenbäckerin um Lebkuchen zu Weihnachten", findet sich unter den jährlichen Ausgaben in den Rechnungsbüchern der Straßburger Münsterbauhütte des 15. Jahrhunderts. Hier wurden Lebkuchen also bereits wie heute an Weihnachten verzehrt. In Ulm erhält der Baumeister ein "wihennächtig hun", ein Huhn zu Weihnachten, sicherlich eine schöne Abwechslung zu den herbstlichen Speisen aus Sauerkraut mit Würsten, Schlehenkompott, Brot und Suppe. Geschenke werden zu der Weihnachtszeit gleichfalls verteilt. Die Frau des Baumeisters erhält in Straßburg einen seidenen Schleier, was durchaus den sozialen Status des Architekten des Münsterbaus andeutet. Praktische Geschenke erhalten die Chorherren und Pfleger. Handschuhe und Messer, womöglich aus der hauseigenen Schmiede, werden verteilt. Der Aberglauben, dass Messer die Freundschaft zerschneiden muss deutlich jünger sein.

Ich wünsche Euch allen ein frohes Weihnachtsfest, guten Appetit beim Essen des Weihnachtshuhnes, das heute ja oft durch die größere Weihnachtsgans ersetzt wurde, beim Naschen von Lebkuchen und anderem Weihnachtsgebäck und viel Spass beim Schenken und Beschenktwerden von praktischen und unpraktischeren Geschenken!

Montag, 1. August 2011

Wöllt ein Switz werden...

Eigentlich wollte ich heute ja nach Basel ins Archiv, bis mir aufgefallen ist, dass heute ja der 1. August ist und ich höchst wahrscheinlich vor verschlossenen Türen gestanden wäre.
Zum Schweizer Feiertag möchte ich thematisch (einigermassen) passend einen Wirthausdialog aus Basel aus dem Jahr 1472 posten:
Michel, ein Knecht aus Freiburg im Breisgau, wird mit Geld nach Basel geschickt. Zur Übernachtung nimmt er mit dem Herrn Jörg von Blumneck in  dem Gasthaus Krone Quartier. In der Stube des Wirtshauses sitzen „ettlich studenten, darunter ein pfaff, was sol ein Lütpriest(er) sin“. Als sich die beiden in die Stube begeben sagt der Leutpriester zu Michel: "Wie gevaltz (e)uch von fryburg das der h(er)tzog von öst(er)rich ein Switz wol(t) werden. Aber I(h)r hörends nit ungern den I(h)r sind sunst gut Switz.“ Michel antwortet daraufhin: „dem hand min h(er)ren zu vi(e)l li(e)bs und guts, mit willen mine(s) gnädigen h(er)rn, zu gesetzt wider die Switz und lieber h(er)r sind I(h)r guts muts so behalten doch di(e)s wort (e)uch selbs und reden tun erben [ehrbar] statt nit so s(ch)mahlich zu“. Darauf sprach der Pfaff: „ Ja es ist wa(h)r die von fryburg geben das glas voll guldin das sy Switz wären“. Und es folgten „vi(e)l andern s(ch)mäligen unbeschriben worten“ woraufhin beide ihr „swert oder messer zuckten und sich der hieben sol vil yeglich meint das Im wär“. 
Der Wirtshausstreit, der in einer Messerstecherei endet, zeigt die Gerüchte, die ob der erstarkenden Schweiz im Jahr 1472 verbreitet werden. Der österreichische Herzog wölle ein Schweizer werden, die Freiburger wöllten sich um Gulden bei den Schweizern einkaufen, aber letztlich war es nicht Freiburg, sondern Basel, welches 1501 in die Eidgenossenschaft eintrat.
Das Wirthaus Krone, in welchem der Streit stattfand, ist eines von vielen Wirtshäusern in der Stadt Basel. Vielleicht hätte Michel von Freiburg besser im Wirtshaus zem Schnabel Quartier bezogen. Oder im Gasthaus zem Affen? Es gäbe auch noch das Wirtshaus zur Lust, das Gasthaus zem Schiff, das Gasthaus zem Fuß, zem König, zem Thor und das Gasthaus mit dem schönen Namen Wirthaus zem schwartzen Sternen.
Einen frohen Feiertag allen Schweizern!

Samstag, 30. Juli 2011

Eisen und Rosen

Nachdem ich letzte Woche viele Stunden in verschiedenen Archiven gearbeitet habe ist es höchste Zeit einen Teil meiner Fundstücke hier zu präsentieren.
Besonders fasziniert hat mich der Namenserfindungsgeist der Schmiede in Freiburg i. Br. Da gibt es neben einem Hans Rosennagel, den Heisnagel, Brisnagel, Ysenly, Schicksysen, Gantzisen, Molysen, Grienisen, Velysen, Schribysen, Goldysen, Sternisen und Sumerisen. Ich bin wirklich erstaunt angesichts dieser Vielfalt an Eisen. Andere Berufsgruppen sind da lange nicht so einfalltsreich, wobei ich den Schneider Hans Röckly gleichfalls sehr schön finde.
Auffallend waren in allen Berufsgruppen die vielen Namensvarianten mit Rosen. Dass es in Ulm in den 1420er Jahren einen leitenden Steinmetzgesellen mit dem schönen Namen Peter Rosendorn gibt wusste ich bereits. In Freiburg fand ich dann einen Schneider mit dem Namen Hans Rosenzwig, eine Rosenböschin, einen Heinrich, Hans und Martin Rosenfeld, Cunrat Röslin, Andres Rosenblatt und Jerg Rosenkranz.

Dienstag, 19. Juli 2011

Tu mir nichts!

Luzern hat im 15. Jahrhundert nicht nur die schönsten Wirtshausnamen (und Wirtin ;-), sondern auch schöne und kreative Nachnamen. Nun gut mein Lieblingsname in der Liste der Steinmetzen- und Zimberknecht im Weißen Buch der Stadt Luzern kommt ursprünglich aus Nürnberg ist dafür aber nicht weniger schön: Uoly Tuomirnüt von Nürenberg. Ich wüsste zu gerne welches Aussehen und welche Statur dieser Steinmetz oder Zimmermann mit dem vielsagenden Namen "Tumirnichts" hatte. Auffallend sind in Luzern die vielen Namensverkürzungen, so wird aus Heinrich - Heini, aus Uolrich - Uoly und aus Rudolf - Ruedi.
Interessant ist die Herkunft der Steinmetzen und Zimmerleute, so kommen ein Peter Tschirni und ein Lorenz Krüsel us der Schlesye, Hans Dubstein von Hessen, Peter Ziegler von Straßburg, Cuonrat Ziegler von Ulm und Clewi Müller von Spir.
Schön finde ich den Namen Hans Humel von Underwalden, sowie auch Sigmund Pöfferli von Friburg, Hans Bruchi uß der March oder Hans Schelbli von Schaffhusen.
Seiner Heimatsprache wohl treu geblieben ist Hans Muettersprach von Lachen. Ob er aus Lachen im Kanton Schwyz kommt oder aus Lachen in Schwaben?

Sonntag, 10. Juli 2011

Vierzehnhundert

Aus dem 14. Jahrhundert habe ich deutlich weniger Notizen, zum einen, weil aus dieser Zeit vieles verloren ist und aus dem 15. deutlich mehr Quellen erhalten sind, zum anderen, weil mein Forschungsschwerpunkt bislang im 15. Jahrhundert lag.
Dennoch finde ich es interessant neben einem Blick in das frühe 16. auch einen Vergleich zu den Namen des 14. Jahrhunderts zu ermöglichen. Wie auch das frühe 16. ist das 14. Jahrhundert der Epoche der Spätgotik zuzurechnen.
Für das Bauwesen wichtigste Stadt des 14. Jahrhunderts ist Prag, wo von Peter Parler wichtige Neuerungen für die Architektur umgesetzt wurden, so daß Steinmetzen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts nach Prag wanderten. Die Ehefrau des Peter Parler hieß Druda, eine wie ich finde schöne Abkürzung für den Frauennamen Gertrud. Ein weiterer schöner Frauenname dieser Zeit ist Drutginis, gleichfalls Köllnerin und Baumeisterstochter, die einen Neffen Peter Parlers heiratete.

Der Name Wenzel fand von Prag aus Verbreitung, aber weitaus häufigster männlicher Vorname des 14. Jahrhunderts ist Heinrich, gefolgt von Michael und Peter.
Ein lustiger Freiburger Name ist "Nicolaus dictus (genannt) Ungehuir", von dem ich gerne wüsste weshalb er 1384 Ungeheuer genannt wurde. Dass in dieser Zeit die Nachnamen noch nicht fest sind, zeigt sich unter anderem daran, daß diesen meist ein "dictus", d.h. "genannt" vorgesetzt wird.
Eine Reihe schöner Namen des Jahres 1312, also des frühen 14. Jahrhunderts finden sich in der Regensburger Chronik: 
Ott der Vaulwizer, Karel Igel, Karel und Gozwin Kratzer, Alhard der Süsse, Friedrich mit der Wage und der Gerunch.

Samstag, 9. Juli 2011

Sonnenschein

Unter den Steinmetzen des 15. Jahrhunderts gibt es einige schöne Nachnamen. So arbeitet in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ein Peter Rosendorn als leitender Steinmetz in Ulm. Gleichfalls in Ulm findet sich 1417 ein Steinmetz Jacob Sunnenschin, ein Name der perfekt in sommerliches Sonnenwetter passt.

Sonntag, 3. Juli 2011

Peter und Paul

Heute nachmittag gehe ich aufs Peter und Paul-Fest in Bretten und thematisch oder zumindest zeitlich passend möchte ich ein paar interessante Namen des frühen 16. Jahrhunderts posten (1500 - 1518 aus Ulm).
Schön ist, daß in dieser Zeit begonnen wird die Seiten durchzunummerieren und Namensregister anzulegen. Die Namensregister sind interessanterweise noch nach den Vornamen sortiert.
Anna Saligerin die Kerzenmacherin führt die Liste an. Bartholome Schöpperlin, Bartholome Schmalzgang und Eberhart Holweg finde ich eher lustige Namen, Diepolt Sommerbeck hingegen sehr schön.
Hanses gibt es übrigens immernoch viele darunter auch welche mit sehr schönen Nachnamen, wie:  Hans Göcklin und Hans Rosenstil. Jörg Nagelin von Nallingen finde ich eine schöne Kombination. Bei Martin Hauweh wüsste ich gerne wie er zu diesem Nachnamen gekommen ist.
Insgesamt finden sich in diesem Rechnungsbuch:
3 x Anna (eine der drei Anna's wird Annalin genannt)
1 x Anne (Annelin geschrieben)
2 x Bartholome
3 x Bastian
1 x Bernhart
2 x Barbara
5 x Conrad
3 x Cuntz (wovon einer Cunlin genannt wird)
2 x Cristan
1 x Caspar
1 x Claus
1 x Diepolt
1 x Daniel
1 x Eberhart
1 x Ennglin (Verniedlichung von Angela)
1 x Gilg
24 x Hans
3 x Heinrich
2 x Jacob
9 x Jörg (Kurzform von Georg)
1 x Jeremias
1 x Jos (Kurzform von Jodokus)
2 x Lux (Kurzform von Lucas)
4 x Lienhart
7 x Michel (Kurzform von Michael, einer davon wird Michlin genannt)
2 x Mathias (wovon einer Mathis genannt wird)
1 x Matthäus mit dem schönen Nachnamen Lupin
2 x Martin
2 x Marx (Kurzform von Marcus)
1 x Niclaus
1 x Ott
5 x Peter
1 x Paul (Paule genannt)
1 x Sebastian
1 x Thomas
1 x Walther
3 x Ulrich
1 x Walburga
1 x Urban

Freitag, 1. Juli 2011

Wochenende

Passend zum Wochenende möchte ich heute anstelle von Familiennamen zwei schöne Wirtshausnamen des 15. Jahrhunderts vorstellen.
Dorotheen von der Schützenstuben in Luzern habe ich bereits im letzten Post erwähnt, aber auch wenn die Stadtschreiber die Schützenstube (möglicherweise wegen der Wirtin Dorothee ;-) bevorzugen gibt es in Luzern zwei wirklich schöne und kreative Wirthausnamen um 1480.
Zum einen das Gasthaus "Zum Roten Kopf". Zum anderen das Wirtshaus "Zum Affenwagen". Mein ganz persönlicher Favorit.

Donnerstag, 30. Juni 2011

Tausendschön

Heute möchte ich ein paar Frauennamen vorstellen, was deutlich schwieriger ist, da in den Stadtrechnungen, aber besonders in den Baurechnungen deutlich mehr Männer als Frauen genannt werden. Frauen treten hauptsächlich als Stifterinnen auf, jedoch auch wenn es darum geht den Kredit des verstorbenen Mannes zurückzuzahlen. Nicht selten kassieren Frauen einen Teil der Lohnauszahlung des Mannes ein. Auch bei den auf der Münsterbaustelle anfallenden Tätigkeiten werden Frauen bezahlt. Und nicht nur zum Blumen schneiden, was natürlich auch vorkommt, sondern auch zum Steine hauen. Dass sie aber tatsächlich als Bildhauerinnen oder Steinmetzinnen tätig waren ist doch eher unwahrscheinlich. Einziges Beispiel, daß mir bislang begegnet ist, ist die "Kirchmaisterin", Anna, die Tocher Ulrichs von Ensingen und Ehefrau von dessen Nachfolger als Ulmer Münsterbaumeister, Hans Kun, die eine Woche unter den Steinmetzgesellen in den Rechnungsbüchern gelistet ist. Da sie aber deutlich mehr an Gehalt erhält und nur eine einzige Woche unter den Steinmetzen, bei anderen Zahlungen aber unter sonstigen Ausgaben verzeichnet ist läßt sich leider nicht mit Sicherheit sagen, weshalb sie von der Bauhütte Geld erhielt.
Die Familiennamen der Frauen des 15. Jahrhunderts sind in der Regel die Namen ihres Vaters, es ist noch unüblich als Frau den Namen des Ehemannes anzunehmen und so ist Anna Kirchmaisterin, Tochter von Ulrich Kirchmaister die Ehefrau von Hans Kun, deren Tochter wiederum die Kuennin.
Bei den Frauen sind die Familiennamen häufig Berufsbezeichnungen. In Ulm findet sich 1428 die Spießschmiedin. In Ravensburg der 1460er Jahre finden sich Verena Schriberin und Anna Büchsnerin. In Basel habe ich mir 1449 Agnesen Saylerin die Apothekerin notiert. Der kurze Zeit später genannte Peter Sayler trägt den Beinamen "der Murer".
Einen wirklich schönen Frauennamen finde ich Engel Tausendschön, wobei Engel die Kurzform von Angelika ist. Leider weiß ich nicht mehr wo ich diesen schönen Namen gelesen habe, aber genau deshalb habe ich ja angefangen diesen Blog zu führen. 
Namen werden im 15. Jahrhundert gerne abgekürzt. Bei den Männern ist Hans, als Kurzform von Johannes der beliebteste Name des 15. Jahrhunderts, weit abgeschlagen dahinter finden sich Peter, Konrad und Heinrich, der übrigens im 14. Jahrhundert der Mode-Männername schlechthin ist.
Bei den Frauen des 15. Jahrhunderts ist mein Name Anne, oder in der Variante Anna äußerst beliebt. Besonders schön finde ich die Abkürzung Ennelin. Weitere oft anzutreffende Vornamen sind Katharina, Agnes, Magret, Else oder Dorothea. Bei Dorotheen von der Schützenstuben gehen die Luzerner Stadtschreiber in den 1480er Jahren öfters mal zum Wein trinken :-).
Inzwischen bin ich während meiner Arbeit zweimal auf Testamente von Frauen gestossen. Und weil ich die Liste mit Habseligkeiten so interessant fand habe ich sie auch teilweise transkribiert.
Einen besonders reichen Haushalt besass Dorothea Rescherin in Basel. 
1480 vermacht sie einen "besten schwartzen mantel, Iren nüwen growen rock, Iren swartzen arraß rock", "ein silbern schalen ... noch ein ander schal gezeichnet mit der sonnen und eine silbein becher ... die ander silbern schalen mit der sunen gezeichnet", außerdem "Iren brun rock, Ire lang paternoster, Iren ring mit dem kopf, Ire beltz schublins so sy alltag treit, Iren swartzen rock mit den wissen lembern futer, Iren nuwen arras mantel, iren gerippten schurletz".
Das zweite Testament habe ich in Ulm gefunden, aber ich muss meine Notizen nochmals in Ruhe durchsortieren, um es zu finden.
Zum Abschluß doch noch ein Männername, aber einer für die Frauenwelt. Von dem Träger dieses Namens hätte ich zu gerne ein Bild. 1457 findet sich in den Basler Rechnungsbüchern Hans Herzbrecher. Der mit diesem Namen mein Herz auf jeden Fall gewonnen hat :-)

Mittwoch, 29. Juni 2011

Feierabend


Da ich in Rechnungsbüchern und Urkunden des 15. Jahrhunderts immer wieder auf schöne, lustige und ungewöhnliche Namen stoße und ich es schade finde diese nur kurz zu beachten und dann wieder zu vergessen, möchte ich den Blog nutzen, um künftig hier meine Entdeckungen zu sammeln und vorzustellen.

Nachdem ich mich hier registriert habe, mich für ein erstes Design entschieden und einen Header gebastelt habe, bin ich so müde, daß mich nach Feierabend sehne ;-)
Daher lasse ich die Reihe der Name durch
Hans Vierabend 
eröffnen.
Hans Vierabend habe ich in den Ravensburger Rechnungsbüchern gefunden. Neben dem schönen Nachnamen Vierabend finden sich dort Mitte des 15. Jahrhunderts außerdem noch Hans Frauendienst, Michael Motz und Marcello Zypfel. Interessant der Vorname Marcello, der die Verbindungen Ravensburgs nach Italien deutlich zeigt.