Freitag, 13. April 2012

Der Wolf gegenüber der hohen Tanne


Im Spätmittelalter waren Ortschaften mit 5000 – 6000 Einwohnern bereits Großstädte. Ulm war mit 20 000 Einwohner eine Metropole und Mailand mit 80 000 Einwohnern eine Weltstadt. Die Städte waren also noch überschaubar, die wenigen Straßen trugen Namen, die oft die Richtung der nächsten Ortschaft anzeigten und die Wohnhäuser waren noch nicht durchnummeriert. Man wusste wer in welchem Haus wohnte. Und wenn nicht? Da half der Häusername, der sehr kreative Formen annahm.
In Breisach wurde für das Münster, das Spital und das Kloster Marienau Hauszins erhoben. In den Zinsrodeln sind neben den Namen der Bewohner auch der Name der Häuser und um ganz sicher zu gehen auch die der Häuser in der Umgebung vermerkt. So erfährt man, dass im Haus zum Vogelsang die Schmidin von Husengitt wohnte oder dass das Haus zu der Rosen neben dem Haus zum Trübel stand. Passend zum Namen war im Haus zum Knoblauch eine Herberge untergebracht. Neben der Herberge zum Knobauch lag das Wirtshaus zum Pflug daneben hatte Hans Schiettinger der Brotbeck sein Gewerbe. Das Haus zur Hohen Tanne stand gegenüber dem Haus zum Wolf, neben dem Haus zur Gabel. Ob man sich mit der Gabel gegen den Wolf wehren wollte? Das Haus zum Griffenstein stand neben dem Haus zur Linde, welches wiederum passend neben dem Haus zum Tanz lag. War doch die Linde in vielen Ortschaften der Tanzbaum. Ein Mann mit dem schönen Namen Hans Wasserhuhn lebte in dem Haus zur Sonne, welches zwischen dem Haus zum Silberberg und dem Haus zum Haupt eingereiht war. Das Wirtshaus zum Roten Löwen lag neben dem Haus zum schwarzen Adler gegenüber das Haus zum Zirkel. In letzterem wohnte Claus Sattler, daneben Konrad Frantz der Steinmetz. Das Haus zum Affenberg war neben dem Haus zum Entenweg. Tierische Namen und Fabelwesen waren ohnehin sehr beliebt. So gab es das Haus zum Drachen („Tracken“), das Haus zu dem kleinen Leoparth, das Haus zum Roß, das Haus zum Bären und das Haus zum Panther. Neben dem Haus zum Heiden war das Haus zum Juden. In der goldenen Gasse, der „guldin gassen“, in Richtung der Augustiner Gasse lag das Haus zum Mond. Neben dem großen Kirchgarten, im Haus zum Pfauen wohnte der Kirchherr von Munzingen. Ein Bäcker, Gervasius Greiniger lebte in einem Haus, welches „zu der todten schlangen“ genannt wurde. Welche Geschichte wohl hinter dieser Namensgebung steckt?