Donnerstag, 30. Juni 2011

Tausendschön

Heute möchte ich ein paar Frauennamen vorstellen, was deutlich schwieriger ist, da in den Stadtrechnungen, aber besonders in den Baurechnungen deutlich mehr Männer als Frauen genannt werden. Frauen treten hauptsächlich als Stifterinnen auf, jedoch auch wenn es darum geht den Kredit des verstorbenen Mannes zurückzuzahlen. Nicht selten kassieren Frauen einen Teil der Lohnauszahlung des Mannes ein. Auch bei den auf der Münsterbaustelle anfallenden Tätigkeiten werden Frauen bezahlt. Und nicht nur zum Blumen schneiden, was natürlich auch vorkommt, sondern auch zum Steine hauen. Dass sie aber tatsächlich als Bildhauerinnen oder Steinmetzinnen tätig waren ist doch eher unwahrscheinlich. Einziges Beispiel, daß mir bislang begegnet ist, ist die "Kirchmaisterin", Anna, die Tocher Ulrichs von Ensingen und Ehefrau von dessen Nachfolger als Ulmer Münsterbaumeister, Hans Kun, die eine Woche unter den Steinmetzgesellen in den Rechnungsbüchern gelistet ist. Da sie aber deutlich mehr an Gehalt erhält und nur eine einzige Woche unter den Steinmetzen, bei anderen Zahlungen aber unter sonstigen Ausgaben verzeichnet ist läßt sich leider nicht mit Sicherheit sagen, weshalb sie von der Bauhütte Geld erhielt.
Die Familiennamen der Frauen des 15. Jahrhunderts sind in der Regel die Namen ihres Vaters, es ist noch unüblich als Frau den Namen des Ehemannes anzunehmen und so ist Anna Kirchmaisterin, Tochter von Ulrich Kirchmaister die Ehefrau von Hans Kun, deren Tochter wiederum die Kuennin.
Bei den Frauen sind die Familiennamen häufig Berufsbezeichnungen. In Ulm findet sich 1428 die Spießschmiedin. In Ravensburg der 1460er Jahre finden sich Verena Schriberin und Anna Büchsnerin. In Basel habe ich mir 1449 Agnesen Saylerin die Apothekerin notiert. Der kurze Zeit später genannte Peter Sayler trägt den Beinamen "der Murer".
Einen wirklich schönen Frauennamen finde ich Engel Tausendschön, wobei Engel die Kurzform von Angelika ist. Leider weiß ich nicht mehr wo ich diesen schönen Namen gelesen habe, aber genau deshalb habe ich ja angefangen diesen Blog zu führen. 
Namen werden im 15. Jahrhundert gerne abgekürzt. Bei den Männern ist Hans, als Kurzform von Johannes der beliebteste Name des 15. Jahrhunderts, weit abgeschlagen dahinter finden sich Peter, Konrad und Heinrich, der übrigens im 14. Jahrhundert der Mode-Männername schlechthin ist.
Bei den Frauen des 15. Jahrhunderts ist mein Name Anne, oder in der Variante Anna äußerst beliebt. Besonders schön finde ich die Abkürzung Ennelin. Weitere oft anzutreffende Vornamen sind Katharina, Agnes, Magret, Else oder Dorothea. Bei Dorotheen von der Schützenstuben gehen die Luzerner Stadtschreiber in den 1480er Jahren öfters mal zum Wein trinken :-).
Inzwischen bin ich während meiner Arbeit zweimal auf Testamente von Frauen gestossen. Und weil ich die Liste mit Habseligkeiten so interessant fand habe ich sie auch teilweise transkribiert.
Einen besonders reichen Haushalt besass Dorothea Rescherin in Basel. 
1480 vermacht sie einen "besten schwartzen mantel, Iren nüwen growen rock, Iren swartzen arraß rock", "ein silbern schalen ... noch ein ander schal gezeichnet mit der sonnen und eine silbein becher ... die ander silbern schalen mit der sunen gezeichnet", außerdem "Iren brun rock, Ire lang paternoster, Iren ring mit dem kopf, Ire beltz schublins so sy alltag treit, Iren swartzen rock mit den wissen lembern futer, Iren nuwen arras mantel, iren gerippten schurletz".
Das zweite Testament habe ich in Ulm gefunden, aber ich muss meine Notizen nochmals in Ruhe durchsortieren, um es zu finden.
Zum Abschluß doch noch ein Männername, aber einer für die Frauenwelt. Von dem Träger dieses Namens hätte ich zu gerne ein Bild. 1457 findet sich in den Basler Rechnungsbüchern Hans Herzbrecher. Der mit diesem Namen mein Herz auf jeden Fall gewonnen hat :-)

Mittwoch, 29. Juni 2011

Feierabend


Da ich in Rechnungsbüchern und Urkunden des 15. Jahrhunderts immer wieder auf schöne, lustige und ungewöhnliche Namen stoße und ich es schade finde diese nur kurz zu beachten und dann wieder zu vergessen, möchte ich den Blog nutzen, um künftig hier meine Entdeckungen zu sammeln und vorzustellen.

Nachdem ich mich hier registriert habe, mich für ein erstes Design entschieden und einen Header gebastelt habe, bin ich so müde, daß mich nach Feierabend sehne ;-)
Daher lasse ich die Reihe der Name durch
Hans Vierabend 
eröffnen.
Hans Vierabend habe ich in den Ravensburger Rechnungsbüchern gefunden. Neben dem schönen Nachnamen Vierabend finden sich dort Mitte des 15. Jahrhunderts außerdem noch Hans Frauendienst, Michael Motz und Marcello Zypfel. Interessant der Vorname Marcello, der die Verbindungen Ravensburgs nach Italien deutlich zeigt.